Neues vom Chor
O magnum mysterium
O magnum mysterium, frei übersetzt »großes Wunder«, das war nicht nur das Leitwort für unser Adventskonzert am 1. Dezember in der Markuskirche, sondern auch der Titel dreier Vertonungen dieses Wechselgesangs (Responsoriums) aus der Matutin der Weihnachtsnacht, jenem nächtlichen Stundengebet also, das davon erzählt, dass die Tiere in der Heiligen Nacht das Kindlein in der Krippe liegen sahen, und das Maria preist, die es zur Welt gebracht hat.
Von de Victoria, Gjeilo und Lauridsen aufs Schönste vertont, umrahmte dieses musikalische Lob des großen Wunders die Händel′schen Werke »Voli per l′aria«, arrangiert für Oboe von A. N. Tarkmann, mit dem fantastischen Oboisten Johannes Rempp – Publikum, Orchester und Chor spendeten begeistert Beifall – und »Messiah« Teil 1: Die Geburt. Den wunderbaren Solist:innen Nike Tiecke (Sopran), Jasmin Hofmann (Alt), Gregor Jenne (Tenor) und Josua Bernbeck (Bass), dem ensemble ohrenspieler und dem Rondo vocale gelang eine Darbietung, die das Publikum trotz der ausgefallenen Kirchenheizung und entsprechenden Temperaturen in eine andächtige Stimmung versetzte.
Eine zu Herzen gehende Einstimmung auf die Adventszeit!
Ewiges Licht
Licht wird unwillkürlich assoziiert mit strahlender Helligkeit, Sonne, Wärme, doch das Thema Licht findet sich eben auch im Zusammenhang mit dem Tod, verkörpert etwa durch das Lux aeterna, das ewige Licht. Johannes schreibt im 1. Kapitel seines Evangeliums sinngemäß: Gott ist Licht. Und das gilt für alle Stationen des menschlichen Lebens
So hat sich das Rondo vocale dem Thema Licht gewidmet in seinen Sommerkonzerten am 15. Juni in der Kirche zur Heiligen Familie, Marbach (siehe Bild unten) und am 16. Juni in der Oswaldkirche, Weilimdorf. Mit Motetten von Maurice Duruflé und Gottfried August Homilius, mit dem Lux aeterna von Morten Lauridsen sowie alten und modernen Vertonungen des gregorianischen »Ubi caritas et amor«. An der Orgel aufs Eindrucksvollste begleitet von Hanna Schulte, die außerdem J. S. Bachs dorische Toccata und Fuge zu Gehör brachte. Trotz der Fußball-Europameisterschaft ließen sich begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer diesen musikalischen Blumenstrauß nicht entgehen.
Das Rondo vocale wird seine Reihe der Sommerkonzerte im kommenden Jahr fortsetzen, nämlich am Samstag, dem 5. Juli, und am Sonntag, dem 6. Juli 2025.
Von Jung bis Alt: Musik verbindet
Unsere traditionellen Probentage über Fronleichnam konnten wir dieses Jahr wieder im ehemaligen Kloster Ochsenhausen verbringen, in der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg. Auch wenn wir den Tatbestand der Jugend nur, sagen wir, eingeschränkt erfüllen: Hier konnte man einmal mehr sehen, dass Musik die verschiedenen Lebensalter problemlos verbindet. Außer uns war unter anderem ein junges Barockorchester zu Gast, dessen Konzert im schönsten Saal der Anlage wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Dafür wurde dann kurzerhand die Abendprobe ein wenig nach hinten verschoben.
Wir probten für unsere Sommerkonzerte zum Thema Licht, saßen in unterschiedlichsten Gruppierungen in der Cafeteria oder im Bierkeller zusammen, um auch mal außerhalb des musikalischen Bereichs über alle möglichen Themen zu schwatzen und uns von neuen Seiten kennenzulernen, und genossen das herrliche Ambiente des einst barock aufgefrischten Klosters. Zum Abschluss unserer Probentage durften wir in dem schönen Konzert-/Bibliothekssaal sogar noch einen Durchlauf des Sommerkonzerts singen. Trotz ungewöhnlich heftiger Regenfälle am Samstagabend, die sogar in den Nachrichten Erwähnung fanden, kamen wir alle glücklich und gesund wieder nach Hause.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesakademie, haben Sie herzlichen Dank! Ochsenhausen, wir kommen gerne wieder.
Licht des Lebens
Das Thema Licht passt zum Frühjahr und Sommer, wenn uns die Sonne erleuchtet und wärmt. Musikalisch verbindet sich das Licht mit der Hoffnung auf Gott, mit seiner Zuwendung zu den Menschen, als Licht des Lebens, wie es im Johannesevangelium (8,12) heißt. Bei Lauridsen findet es sich schon im Titel: Lux aeterna. Auch die Gregorianik wird uns weiterhin begleiten mit Gjeilos, de Victorias und Antogninis Vertonungen von Ubi caritas et amor, ebenso wie Duruflés 4 motets sur des thèmes grégoriens und Notre père. Homilius-Motetten und Instrumentalimprovisationen von Hanna Schulte werden unsere Sommerkonzerte am Samstag, 15. Juni, um 18 Uhr in der Kirche zur Heiligen Familie in Marbach und am Sonntag, 16. Juni, um 18 Uhr in der Oswaldkirche in Stuttgart-Weilimdorf abrunden.
Von Güte und Liebe II
Güte und Liebe – caritas et amor. Diese wunderbaren Begriffe haben vielfältigen musikalischen Ausdruck gefunden. Moderne Komponisten haben sich der gregorianischen Grundlage angenommen und sie musikalisch kongenial in die jüngere Zeit übersetzt. In Gemeinschaften, die von Güte und Liebe getragen werden, kann ein neuer, gemeinsamer Raum entstehen, kann das musikalische Potenzial in seiner ganzen Breite wahrgenommen werden. Wir haben dies am Palmsonntag in der Christkönigkirche in Backnang (Foto: Diakon Carsten Wriedt) ebenso erlebt wie am Karfreitag in der Markuskirche in Stuttgart, aufs Schönste begleitet von Reiner Schulte (Backnang) bzw. Mirjam Haag (Stuttgart) an der Orgel. Begonnen und geendet hat unser Konzert mit Werken von Kurt Nystedt: zu Anfang »Immortal Bach«, ein Choral, basierend auf der ersten Zeile von J. S. Bachs »Komm, süßer Tod«, erst als vierstimmigen Choral, dann als Klangteppich dargeboten; zum Abschluss die Bitte um Frieden: »Peace I leave with you«.
Von Güte und Liebe I
Güte und Liebe – caritas et amor. Haben diese Begriffe in der heutigen Zeit überhaupt noch Gewicht? Manchmal scheint es, als gingen sie im täglichen Geschrei unter, würden von Eifer und Zorn überdeckt. Dabei gibt es kaum etwas Wichtigeres in unserem Leben. Dies musikalisch auszudrücken lag auch zahlreichen Komponisten verschiedener Jahrhunderte am Herzen. Was Maurice Duruflé, Ola Gijeilo, Morgen Lauridsen, Ivo Antognini, Thomas Tallis und anderen dazu einfiel, das studiert der Chor in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 ein. Aufgeführt werden die Werke am Palmsonntag, dem 24. März, um 18 Uhr in der Christkönigkirche in Backnang und am Karfreitag, dem 29. März, um 15 Uhr in der Markuskirche Stuttgart.
Friedensbotschaften am Volkstrauertag
»Frieden? Es gibt kaum etwas, das ich mir mehr wünsche!« Dieser Stoßseufzer dürfte vielen Menschen aus dem Herzen sprechen.
Auch zahlreiche Musikschaffende aller Jahrhunderte haben sich mit dem Frieden beschäftigt, ihn in ihrer eigenen Weise musikalisch ausgedrückt. Zwei Komponisten aus ganz unterschiedlichen Zeiten sind es, mit deren Werken das Rondo vocale sich unter dem Titel »Für den Frieden« beschäftigt. Da ist zum einen Henry Purcell, einer der bedeutendsten englischen Komponisten des Hochbarock. Für flehentliches Bitten, aber auch inniges Gottvertrauen findet er in »Rejoice in the Lord alway« und »Funeral Music of Queen Mary« wunderbare Melodien und Harmonien. Intensiv und im Tiefsten anrührend fasst der 1946 geborene Pēteris Vasks die Hinwendung zu Gott im Gebet und die inständige Bitte um Frieden in »The Fruit of Silence«, »Musica Serena« und »Da Pacem Domine« in nahezu meditative Töne.
Diese bewegenden musikalischen Friedensbotschaften brachte der Chor am 19. November 2023, dem Volktrauertag, um 19 Uhr in der Markuskirche Stuttgart zu Gehör.
Sommerkonzert in Welzheim
Unsere Probentage in Heiligkreuztal haben sich wieder einmal gelohnt: Das Programm unseres Sommerkonzerts am 25. Juni um 19 Uhr in der St.-Gallus-Kirche Welzheim stieß beim Publikum auf begeisterte Resonanz.
Vom gregorianischen Introitus aus der katholischen Totenmesse »Requiem aeternam dona nobis Domine et lux perpetua luceat eis«, gesungen während des Einzugs in die Kirche, bis zum wundervollen »Stars« von Eriks Esenvalds reichte das Repertoire dieses Sommerabends. Dazwischen erklangen Motetten des barocken Komponisten Johann Hermann Schein aus dem »Israelsbrünnlein«, Johannes Brahms‘ aufwühlendes »Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen« und Mendelssohns zu Herzen gehendes »Denn er hat seinen Engeln befohlen«, John Taverners »The lamb« und »Song for Athene« und Morten Lauridsens »Lux aurumque«. Das vom Chor Dargebotene griff der Solo-Cellist Levan Andria in seinen zauberhaften Improvisationen auf wahrhaft kongeniale Weise auf. Es ist faszinierend, welche Töne und Melodien Levan seinem so warm klingenden Instrument entlocken kann.
Der große Dank von Chor, Dirigent und Solo-Cellist geht an die Kantorin von St. Gallus, Ulrike Bantleon-Bader, für uns in jeder Hinsicht mit Rat und Tat unterstützt hat!
Hier der Text aus der Welzheimer Zeitung vom 28.6.2023:
»Musikalisches Licht an einem Sommerabend
Der Chor „Rondo vocale Stuttgart“ und der Cellist Levan Andria begeisterten das Welzheimer Publikum in der St.-Gallus-Kirche
Welzheim (pm).
Mit einer wohldurchdachten Programmauswahl zum Thema „Ins Licht – zum Trost“ begeisterten am vergangenen Sonntagabend der Chor „Rondo vocale Stuttgart“ und der Cellist Levan Andria die Konzertbesucher in der Welzheimer St.-Gallus-Kirche.
Die Kombination aus mittelalterlichem liturgischen Gesang, Chorwerken der barocken und romantischen Musikwelt, Vokalmusik unserer Tage und improvisierter Musik für Violoncello machte diesen Abend einzigartig.
Der gregorianische Introitus aus der katholischen Totenmesse „Requiem aeternum dona nobis Domine“ zum Einzug der Sänger/-innen mündete direkt in die beeindruckende Motette „Warum ist das Licht gegeben“ von Johannes Brahms, die von gut ausgearbeiteten dynamischen Abstufungen lebte. Der Chor glänzte mit großer Textverständlichkeit, mit rhythmischer Präzision und homogenem Chorklang, der intonatorische Trübungen schnell vergessen ließ. Durch das inspirierende und dem Chor zugewandte Dirigat von Gereon Müller setzte der Chor die Motetten aus dem „Israelsbrünnlein“ des Barockkomponisten Johann Hermann Schein wunderbar als „Klangrede“ um: In diesen Meisterwerken barocker Textausdeutung hörte man das Schluchzen bei „… aber das Weinen“ und den Freudentanz im Dreiertakt.
Sensibel nahm der Cellist Levan Andria die Motive der Chorwerke auf und baute sie in seine Improvisationen ein, leitete zum nächsten Stück über und reichte dann dem Chor den Ton zu. Der Einfallsreichtum dieses Musikers ist überquellend, sämtliche Spieltechniken des Violoncellos ausschöpfend: Man hörte akkordisches und melodisch zweistimmiges Spiel ebenso wie gezupftes wie auf einer Laute.
Großer Beifall und viel Lob
Von Sir John Taverner, im Jahre 2013 Preisträger des Festivals Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd, erklang „The Lamb“ und der „Song for Athene“, der bei der Trauerfeier für Prinzessin Diana vom Westminster Abbey Choir gesungen wurde. Dabei begleitete ein zarter Bordunklang des Cellos und verklang in einem fast gehauchten „Alleluja“ der Männerstimmen.
Der Chor „Rondo vocale“ beendete die Kirchenmusik mit „Stars“, einer Komposition des 1977 geborenen lettischen Komponisten Eriks Eenvalds auf ein Gedicht von Saran Teasdale. Ein bezauberndes, wirkungsvolles Stück, bei dem die Chorsänger ihren Gesang mit zu einer Glasharfe zusammengestellten, gestimmten Weingläsern begleiteten.
Der mystische Klang führt in die Stille einer dunklen Sternennacht, in der der Mensch staunt, Zeuge einer so großen Herrlichkeit sein zu dürfen – ein Bild, das man im Welzheimer Wald bei oft so klarem Sternenhimmel gut nachempfinden kann.
Großen Beifall gab es am Ende für den überregionalen Chor als Dank für einen Abend voller Trost und Licht.«
Die St.-Gallus-Kirche in Welzheim hat eine wunderschöne Akustik. Foto: Benjamin Büttner
Denn er hat seinen Engeln ...
Die Markuskirche griff die Idee der evangelischen Kirche in Deutschland auf, am Wochenende des 24./25. Juni 2023 einen großen Taufgottesdienst zu feiern. So wurden am späten Vormittag des 24. Juni zwei Täuflinge in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Das Rondo vocale trug gerne mit einigen A-cappella-Stücken zum festlichen Gottesdienst bei. Besonders schön war, dass das wunderbare achtstimmige »Denn er hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie Dich auf Händen tragen, ... « von Felix Mendelssohn Bartholdy gleichzeitig der Taufspruch einer Sechsjährigen war, die an diesem Tag getauft wurde.
Der Chor bei der Ansingprobe vor dem Taufgottesdienst. Foto: Pfarrerin Daniela Dunkel
Probentage in Heiligkreuztal
Singen in schönster Umgebung
Nachdem unsere Probentage in Heiligkreuztal 2021 wegen Corona ausfallen mussten, freuten wir uns umso mehr, dort wieder ein paar Tage verbringen zu können! Diese Probenzeit außerhalb Stuttgarts bringt unglaublich viel: Wir erarbeiten innerhalb weniger Tage kontinuierlich ein Programm, und das bringt uns einen großen Schritt vorwärts. So war es auch diesesmal: Vom 7. bis 10. Juni übten wir, was wir am 24. Juni morgens um 11 Uhr beim großen Tauftag in der Markuskirche Stuttgart singen wollten, sowie das Programm für unser Sommerkonzert am 25. Juni um 19 Uhr in der St.-Gallus-Kirche Welzheim.
Diese Tage machen auch deswegen Spaß, weil man sich außerhalb der Proben auch mal in Ruhe zusammensetzen kann, privat plaudern, sich austauschen, wandern oder einfach miteinander im Grünen sitzen und die traumschöne Anlage dieses einstigen Klosters genießen. Der See innerhalb der Klostermauern zieht einige Chormitglieder magisch an und nahezu alle erholten sich von der letztlich auch anstrengenden Probenarbeit nach der Abendprobe beim freundlichen Italiener außerhalb der Klostermauern. Unser Dank gilt allen Mitarbeitenden in Heiligkreuztal für die wie immer freundliche Aufnahme und das leckere Essen.
Das diesjährige Highlight: Wir sind ja nie die einzige Gruppe in Heiligkreuztal und ein Mitglied einer anderen Gruppe fragte, ob wir nicht in der Kirche ein kleines Konzert veranstalten könnten. Es klänge während dieser Tage so schön vom obersten Stockwerk herab. Monsignore Burkard war so freundlich, uns die wunderschöne Klosterkirche am Samstagnachmittag für einen Konzertdurchlauf zu überlassen. Wir luden die anderen Gruppen und die im Kloster arbeitenden Menschen herzlich dazu ein, und es konnten sich auch einige freimachen. Ihre Begeisterung hat uns berührt und in unserer Chorarbeit bestärkt.
Neben dem Singen kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. Wandern in schönster Umgebung ist in Heiligkreuztal angesagt.
April 2023: Miserere mei
Eine musikalische Einstimmung auf die Karwoche
Mit „Miserere mei“, „Erbarme dich meiner“, beginnt der 51. Psalm, ein Psalm Davids, der zu den sieben Bußpsalmen gehört. David bittet damit flehentlich um Vergebung der Sünden und Missetaten, von Jan Dismas Zelenka, einem Zeitgenossen J. S. Bachs, in wunderbare Töne gefasst. Auch in den einzigartigen Motetten von Francis Poulenc „pour un temps de pénitence“, „für eine Zeit der Reue“, geht es um die Anrufung Gottes, um Erbarmen und Vergebung. Vom selben Komponisten kam außerdem dessen ganz eigene musikalische Version des Stabat mater zur Aufführung, jenes Gedichts, das die Qualen Marias unter dem Kreuz ihres Sohnes schildert.
Chorleiter und Chor hatten sich viel vorgenommen und das ambitionierte Programm verlangte allen Beteiligten einiges ab. Doch der Lohn für alle Mühen waren durchweg begeisterte Reaktionen des Publikums. Auch die fantastische Stimme der Sopranistin Hannah Gries und das großartige ensemble ohrenblicke trugen zum Erfolg des Konzertabends in der Markuskirche Stuttgart bei.
November 2022: Ein berührendes Konzert
Zum Gedenken: Requiem von Mansurian und von Fauré
Wenn es, nachdem der letzte Ton verklungen ist, ganz still wird in der Kirche, wird uns deutlich, dass wir das Publikum erreicht haben mit unserer Musik. Dass wir genau das geschafft haben, worauf wir monatelang hingearbeitet haben, fasziniert von den wunderbaren Klängen, der musikalischen Sprache, dem Miteinander von Stimmen und Instrumenten. Diese Stille, in der alle dem eben Gehörten noch nachlauschen, rührt unser Herz an.
So geschehen am Ende des Konzerts „Zum Gedenken” mit dem Requiem des armenischen Komponisten Tigran Mansurian von 2011 und dem Requiem op. 48 (1889) von Gabriel Fauré am 13. November 2022 in der Markuskirche Stuttgart. Die Zusammenarbeit mit Anja Petersen (Sopran), Henryk Böhm, (Bariton) und dem ensemble ohrenblicke war aufregend, lehrreich und wunderbar, und wir danken ihnen von Herzen dafür. Es war ein wunderschönes Konzert!
Oktober 2022: Die Proben für das nächste Konzert haben begonnen
Zum Gedenken: Requiem von Mansurian und von Fauré
Das Requiem ist die liturgische Gestaltung der Totenmesse zum Gedenken an die Verstorbenen. Unzählige Komponisten haben sich dieses Themas angenommen und zahlreiche Requiem-Vertonungen wurden berühmt. Man denke nur an das Mozart′sche Requiem, dem sich das Rondo vocale im Oktober 2021 in Backnang und im Mai 2022 beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart, zusammen mit dem Stuttgarter Poeten Timo Brunke, in ganz eigener Weise gewidmet hat.
Nun probt der Chor das 2010/11 geschaffene Requiem des armenischen Komponisten Tigran Mansurian, der sein Werk dem Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915 bis 1917 gewidmet hat. Gewohnte und ungewohnte Klänge mischen sich vor dem Hintergrund einer anderen als der geläufigen Tradition. Bekannt ist hingegen das Requiem op. 48 (1889) von Gabriel Fauré. Aber auch dieses Requiem unterscheidet sich von vielen anderen, nämlich darin, dass der Fokus nicht auf dem „Tag des Zorns” liegt, nicht auf dem Jüngsten Gericht, sondern dass es ganz auf musikalischen Trost und auf Hoffnung setzt, auf das „menschliche Vertrauen in die Ewigkeit” (Fauré).
Beide Werke finden großen Anklang im Chor, sind aber auch eine Herausforderung – das Requiem von Mansurian durch seine oft eigenwilligen Harmonien, dasjenige von Fauré insofern, als die innigen Klänge nicht ins Banale oder gar Süßliche abrutschen sollen.
Das Rondo vocale ist eifrig am Proben, auch mal getrennt nach Frauen- und Männerstimmen. Das Bild unten zeigt die Frauenprobe am 10. Oktober.
Konzertaufführung ist am 13. November 2022 um 19 Uhr in der Markuskirche Stuttgart. Der Chor und Gereon Müller freuen sich sehr, an diesem Abend mit zwei großartigen Künstler:innen, der Opern- und Konzertsopranistin Anja Petersen und dem Opern- und Konzertbariton Henryk Böhm, zusammenarbeiten zu können. Das ensemble ohrenblicke wird einmal mehr den instrumentalen Part übernehmen, ebenfalls zur Begeisterung des Chors und seines Leiters.
Juni 2022: Probentage in Ochsenhausen
Endlich wieder Chorprobentage
Nachdem unsere Chorprobentage in den Jahren 2020 und 2021 ausgefallen waren, freuten wir uns sehr, uns über Fronleichnam wieder in Ochsenhausen für einige Tage zu treffen, um uns auf die nächste Aufführung vorzubereiten. Wunderbare Konzerte entstehen, wenn man sich kennt und sich versteht. Daher lassen wir neben der Probenarbeit auch Raum für andere Aktivitäten. Kern bleibt natürlich aber die Vorbereitung auf die kommenden Aufführungen: am 25. Juni zum musikalischen Wochenschluss um 18 Uhr in der Markuskirche, am 26. Juni um 18 Uhr in der Gnadenkirche Heumaden. Im Mittelpunkt des A-cappella-Programms stand die doppelchörige Rheinberger-Messe in Es-Dur (Op. 109), dazu sangen wir kleinere Werke unterschiedlicher Komponisten aus unterschiedlichen Jahrhunderten: Motetten von Heinrich Schütz, schlichte, zu Herzen gehende Werke des 20. Jahrhunderts von Maurice Duruflé und Kurt Nystedt und wohlklingende zeitgenössische Stücke von Ola Gjeilo und Ēriks Ešenvalds.
Das einstige Benediktinerkloster Ochsenhausen, eine 1090 gegründete und 1803 aufgehobene Reichsabtei, gehört zu den eindrucksvollsten Anlagen des oberschwäbischen Barock. Es fasziniert schon durch seine schiere Größe, aber auch durch seine sorgfältig restaurierte barocke Ausstattung. Heute bietet es der Landesakademie für die musizierende Jugend in Württemberg Räume zum Proben und Üben. Wir sind dankbar dafür, dass wir alle zwei Jahre hier unsere Probentage verbringen dürfen. Um das Kloster herum findet sich herrliche Natur, ein wundervolles Freibad und eine lauschige Gartenwirtschaft – und in Bezug auf die Eisdiele im Ort fragt man am besten das eine oder andere Chormitglied.
Mai 2022: Vorbereitung auf den Kirchentag
Das re:requiem im Rahmen des Katholikentags
Nach dem Karfreitagskonzert bereiteten wir uns auf die zweite Aufführung unseres re:requiem vor: An Himmelfahrt, dem 26. Mai, konnten wir das re:requiem erneut aufführen, und zwar im Rahmen des 102. Katholikentags in Stuttgart. Gereon Müller, Jonathan Hanke und Timo Brunke fügten dem Mozart-Requiem und seinen liturgischen Texten Alternativen aus ganz unterschiedlichen Jahrhunderten hinzu, Werke von der Gregorianik bis heute. So wurde die historische Distanz überwunden und die Aktualität spürbar. Die Frage, wo wir spirituell, musikalisch und kulturell herkommen, spielte dabei ebenso eine Rolle wie die Frage, wie wir in Zukunft unsere Spiritualität, unsere Kunst und unser Zusammenleben gestalten wollen. Timo Brunke zog in das re:requiem ein zweites Strukturmodell ein, die „Requiem-Rhapsodie“. Der Konzertpoet fungierte als „Evangelist“ und Anstifter zum individuellen oder kollektiven situativen Mitsprechen aller Anwesenden. Die zu hörende Fassung von Mozarts Requiem ergänzte neben den Originalpartien, soweit sie aus W. A. Mozarts Hand stammten, auch die Leerstellen, die dadurch entstanden, dass Mozart sein Werk nicht vollenden konnte. Jonathan Hanke füllte sie mit neuen Kompositionen junger Stuttgarter Musikstudierenden, die auf der Grundlage der Texte von Timo Brunke entstanden, und durch ergänzende Werke aus dem musikalischen oder spirituellen Umfeld des Requiems (Missa de profunctis; Mozart, Klarinettenkonzert; Händel, Amen; Bill Evans, Peace Piece …) und nicht zuletzt durch Improvisationen des ensembles ohrenblicke und der Gesangssolistinnen und -solisten Hannah Gries (Sopran), Jasmin Hoffmann (Alt), Martin Höhler (Tenor) und Pascal Zurek (Bass).
Unser Konzert war ein großer Erfolg. Obwohl die Kirche nicht gerade im Zentrum von Stuttgart liegt und es zahlreiche parallele Veranstaltungen gab, war das Kirchenschiff voll mit Zuhörerinnen und Zuhörern. Chor, Solist⋅innen und Orchester, Dirigent, Poet und Komponist hatten viel Spaß beim gemeinsamen Musizieren und Improvisieren und freuten sich über Standing Ovations.
Wir können wieder vor Publikum singen
Ein Konzert, ein Konzert ...
Im Herbst 2021 wagten wir es allen widrigen Umständen zum Trotz, zwei Konzerte aufzuführen. Nach der Coronapause starteten wir Mitte Oktober in der Christkönigkirche Backnang mit einer ersten Aufführung des re:requiem. Wegen der geltenden Abstandsregeln stand leider nur eine sehr begrenzte Zahl von Karten zur Verfügung, sodass nicht alle Interessierten tatsächlich das Konzert besuchen konnten.
Bereits sechs Wochen später, zum ersten Advent, traten wir dann unter dem Motto O Magnum Mysterium erneut auf und bereiteten in der Markuskirche Stuttgart dem Publikum eine besinnlich-schöne Stunde mit adventlicher und weihnachtlicher Musik mit Werken von Francis Poulenc, Giovanni Gabrieli, Morten Lauridsen, Ola Gjeilo und Eric Whitacre, dazu kamen musikalische Improvisationen von Jonathan Hanke und Levan Stülpnagel.
2022 nahmen die Coronarestriktionen allmählich ab und wir konnten die Proben im gewohnten Rhythmus wieder aufnehmen, unter Beachtung aller erforderlichen Hygienemaßnahmen natürlich. Das musikalische Ergebnis: das Konzert Klage und Hoffnung am Karfreitag in der Markuskirche Stuttgart mit Werken von Gavin Bryars, Jaakko Mäntyjärvi, Antonio Lotti und Josef Gabriel Rheinberger.
Letztendlich standen alle Proben und Aufführungen immer unter dem Eindruck von Corona. Aber es gibt auch viel Positives, das wir aus dieser Zeit mitnehmen konnten. Unser Hygienekonzept machte es möglich, dass wir keine einzige Coronainfektion im Chor weitertrugen. Das anfangs sehr ungewohnte Singen mit großem Abstand untereinander beeinflusste den Chorklang positiv, weil die Sängerinnen und Sänger weniger die Stimmen in unmittelbarer Nähe, dafür aber den Gesamtklang viel mehr wahrnehmen konnten.
November 2021: Wir proben weiter
Leider stiegen die Inzidenzen erneut stark an. In den vergangenen Tagen gab es Presseberichte, dass es in einem Chor im Umland von Stuttgart nach einer Chorprobe zu einem größeren Corona-Ausbruch kam. Einzelne Chormitglieder beschlossen für sich, mit den Proben auszusetzen. Zwangsläufig stellte sich damit auch für den Chor als Ganzes die Frage erneut, ob wir es verantworten konnten, mit den Proben und Konzertaufführen fortzufahren.
Letztendlich gibt es nicht den einen richtigen Weg. Jeder und jede muss angesichts der konkreten Umstände für sich entscheiden, welchen Weg er bzw. sie gehen möchte. Das respektieren wir selbstverständlich.
Sorglos hatten wir schon seither nicht geprobt. Ohne es bewusst als Ziel ausgegeben zu haben, stellte sich im Sommer 2021 heraus, dass der Chor 2G-Status hatte: Alle waren geimpft. Wir achteten, wann immer Chorproben möglich waren, darauf , im Freien oder in großen Räumen mit sehr guter Durchlüftung zu singen. Wir waren sehr dankbar, dass uns die Markuskirche hier ideale Bedingungen lieferte: eine große Hallenkirche, bei der über geöffnete Fenster quergelüftet werden kann. Auch die Haigstkirche war für uns groß genug. Wir ließen einen CO2-Sensor zur Überwachung mitlaufen, der die gute Durchlüftung messtechnisch erfasste. Außerdem achteten wir konsequent auf Abstand zwischen den Sängerinnen und Sängern.
Nun können aber auch Geimpfte Corona übertragen. Daher beschlossen wir, dass jedes Chormitglied ab sofort zusätzlich am Tag der Probe einen Schnelltest machen musste, wir probten also im 2G+-Modus. Wir achteten zudem streng darauf, abseits des Singens konsequent Masken tragen.
Ein Restrisiko bleibt, das ist klar. Aber wir gehen sorgsam mit der Situation um und sind bereit, dieses Restrisiko zu tragen.
November 2020 bis Juni 2021: im Lockdown
Leider wurden wir mit unseren Proben Ende Oktober 2020 durch die zweite coronabedingte Pause im Winter/Frühjahr 2020/2021 gestoppt. Im Juni 2020 nahmen wir unsere Probenarbeit wieder auf, wobei wir uns selbstverständlich an die Regeln hielten (GGG/AHA).
Aber wie hielten wir in Zeiten, in denen ein persönlicher Kontakt nicht möglich war, den Chor zusammen? Wir sind ja auch eine Gemeinschaft, die vom direkten Miteinander lebt. Nun, der Chor ließ sich einiges einfallen.
Stimmbildung
Da war beispielsweise unsere Stimmbildnerin Cornelia Karle. Sie ließ sich ohne Umschweife auf das Experiment Einsingvideo ein. Wer daheim saß und fürchtete, die Stimme würde einrosten, an Geschmeidigkeit und Volumen verlieren, konnte sich mithilfe von Cornelia Karles kleinen Videosequenzen in den eigenen vier Wänden einsingen. Ganz so, als würde man tatsächlich vor ihr stehen und mit ihr arbeiten. Außerdem konnte man sich mit ihr zu einer individuellen Online-Stimmbildung verabreden, was viele begeistert nutzten. Auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dafür, liebe Cornelia Karle!
Virtuelle Treffen
Konrad Panzlaff und Stephanie Flüss luden zum virtuellen Treffen via Jitsi ein. So konnten wir uns etliche Male an Abenden, an denen eigentlich eine Chorprobe hätte stattfinden sollen, in die Augen schauen. Auch wenn nicht alle immer dabei sein konnten – es war einfach schön, dass wir (unter anderem) auf diese Weise den Kontakt halten konnten. Konrad und Steffi, auch Euch ein dickes Dankeschön dafür!
Jamulus
Über Online-Proben hatten wir gleich zu Beginn des zweiten Lockdowns nachgedacht, als Möglichkeit aber verworfen. Die Verzögerung (Latenz) bei den üblichen Konferenzproben ist viel zu hoch, um miteinander zu musizieren. Im April hörten wir dann erstmals von Jamulus, einer Software, die speziell für Musiker gedacht ist. Innerhalb von wenigen Tagen war dann klar: Das wollen wir nutzen! Nach einigem Ausprobieren buchten wir einen eigenen virtuellen Linux-Server und installierten Jamulus. Nachdem mehr als zehn Chormitglieder sich die entsprechende Audioausrüstung besorgt hatten, war es am 5. Juni so weit: unsere erste gemeinsame Probe nach sieben Monaten! Ein ganz herzliches Dankeschön an Jonathan Hanke und Gereon Müller, ohne die die Jamulus-Proben nicht möglich gewesen wären.
Aber nichts geht über Präsenzproben! Damit begannen wir im Sommer 2021 erneut.
Gartenproben im Sommer 2020
Was tut man, wenn es nicht möglich ist, sich in Räumen zu treffen? Genau! Man trifft sich im Freien. Bereits nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 begannen wir im Sommer 2020 wieder mit Proben. Chorproben im Garten, in diesem Fall Evas Garten in Sonnenberg, war auch für das Rondo vocale etwas ganz Neues. Uns lief in der Sonne der Schweiß, aber der Ort war wunderschön und es machte sehr viel Spaß. Vor allem war es schön, sich wieder persönlich zu sehen und gemeinsam zu singen. Damit coronamäßig alles sinnvoll ablaufen konnte, war der Chor in zwei Gruppen aufgeteilt, die nacheinander probten.
Eva, ein herzliches Dankeschön dafür!